Mit der Premiere von „Aschenbrödel“ am 29. November 2025 präsentiert das Ballettensemble des Landestheaters Coburg in seiner einzigen großen Produktion der Spielzeit das Märchenballett von Johann Strauß und Josef Bayer – ein Werk, das 1901 in Berlin uraufgeführt wurde. Das Libretto stammt von Mark McClain, das auf dem bekannten Märchen von Charles Perrault und den Brüdern Grimm basiert. In drei Akten und rund zwei Stunden entführt die Inszenierung unter der musikalischen Leitung von Roland Fister in eine fantasievolle Welt zwischen Märchenhaftigkeit, Komik und anrührender Emotionalität.
Eine märchenhafte, aber zeitgemäße Welt
Ballettdirektor Mark McClain, der auch die Choreografie verantwortet, entscheidet sich für eine klassische Erzählweise, die jedoch in einen charmant modernen Rahmen eingebettet ist – die Handlung spielt zum großen Teil im Wäschekeller der Stiefmutter, wo sich links und rechts Waschmaschinen türmen, während im Hintergrund ein projizierter Kellerraum den Eindruck endloser Waschgänge verstärkt. Schon die erste Szene berührt: Vor geschlossenem Vorhang findet die Beerdigung des Vaters statt – ein schlichtes Grab, das den Grundton des Märchens setzt. Später öffnet sich die Bühne zu einem kontrastreichen Bild: Das Schloss des Prinzen erscheint prunkvoll, mit königlichen Wandgemälden und märchenhafter Pracht. Die Ausstattung von Andreas Becker gestaltet diese Gegensätze mit viel Liebe zum Detail und hoher ästhetischer Qualität.
Kostüme zwischen Märchen und augenzwinkernder Symbolik
Die Kostüme sind nicht nur schön anzusehen, sondern erzählen selbst Geschichten. Aschenbrödels schlichtes graues Kleid unterstreicht ihre Rolle ebenso wie die extravagant gestaltete Frisur der Stiefmutter deren Dominanz und Exzentrik hervorhebt. Besonders fantasievoll sind die Outfits der Gäste beim Fest des Prinzen: tierisch inspirierte Kleider – Hühner-Schwestern, eine rabengleiche Stiefmutter („Rabenmutter“, wie die Choreografie humorvoll andeutet) und schließlich Aschenbrödel als strahlender Schmetterling. Hier zeigt das Kostümbild höchste Kreativität und märchenhaften Witz.
Ein Ensemble, das berührt – und begeistert
Karina Campos Sabas verleiht ihrer Titelrolle Anmut und Innigkeit. Ihr Tanz wirkt grazil, einfühlsam und zugleich erdverbunden – eine Interpretation, die den emotionalen Kern der Figur fein herausarbeitet. Das unangefochtene Highlight des Abends ist jedoch Goh Shibata als Stiefmutter. Mit enormem tänzerischen Können, präziser Körpersprache und einer Mimik, die das Publikum regelmäßig zum Lachen bringt, schafft er eine Figur, die böse, komisch und absolut unterhaltsam zugleich ist. Das Publikum liebte jede Minute seines Auftritts.
Auch die Schwestern überzeugen in ihrer jeweils klar ausgeformten Charakterzeichnung: Mireia Martinez Pineda gestaltet ihre Rolle ausdrucksstark und lebendig, während Yuriya Nakahata durch präzise Technik und Eleganz imponiert. Der Prinz, getanzt von Jaume Costa, zeigt sich anmutig und gefühlvoll – ein klassischer Märchenprinz, glaubwürdig und tänzerisch überzeugend.
Die Statisterie, ergänzt durch eine entzückende Kinderstatisterie mit charmanten Tanzeinlagen, fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein und sorgt für zusätzliche Wärme und Leichtigkeit im Abend. Das Orchester unter Roland Fister spielt die Musik von Strauß in gewohnt hoher Qualität – kraftvoll, präzise und mit der nötigen Leichtigkeit, die das Märchen trägt.
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